Auto-Abo: Nicht nur Werber aus Zürich sind Kunden
Auto-Abo: Nicht nur Werber aus Zürich sind Kunden
Seit etwa fünf Jahren werden Abos für Autos in der Schweiz angeboten. Ein Geschäftsmodell mit Potential, sagen nicht nur die Anbieter.
Raffael Fiechter ist Co-Gründer von CARIFY und für das operative Geschäft zuständig. «Wir offerieren etwa 5000 Fahrzeuge, uns gehört aber kein einziges». Das ist auch schon der wesentliche Unterschied zu anderen Anbietern von Auto-Abos. CARIFY bietet Fahrzeuge an, die bei Händlern stehen. Das sind Demofahrzeuge oder Autos mit Tageszulassung, neu und gebraucht. Das ist ein nachhaltiger Ansatz, weil angeboten wird, was ohnehin vorhanden ist.
Wie bei neuen Geschäftsideen üblich, gibt es anfangs viele Anbieter. Das ist auch bei Auto-Abos so. Darunter sind etablierte Unternehmen wie Europcar und Sixt. Auch sie haben neben ihrem klassischen Geschäft, der Miete und dem Leasing von Fahrzeugen, das Abo-Angebot als einen neuen Teil ihres Geschäftsmodells entdeckt. Den Unterschied machen die Laufzeiten: Miete ist kurz, Abos länger, Leasing am längsten.
Das Konzept von CARIFY scheint trotz starkem Wettbewerb tragfähig. «Unser Geschäft läuft sehr gut und wir sind der erste Auto-Abo-Anbieter in der Schweiz, der schwarze Zahlen schreibt», sagt Fiechter. Die Firma ist mehrheitlich selbst finanziert, nur wenig Geld kommt von Investoren. Das macht CARIFY weitgehend unabhängig bei Entscheidungen.
Auto-Abos sind auch für Firmen interessant
Anfangs waren es hippe Leute, die Autos im Abo gemietet haben. «Werber aus Zürich, jetzt geht es in die Breite», sagt Fiechter. Etwa 80 Prozent der Kunden sind zwischen 35 und 54 Jahre. Bislang sind es überwiegend Privatpersonen gewesen, die ein Auto im Abo genutzt haben. Jetzt kommen Geschäftskunden hinzu. Das sind vornehmlich kleine und mittlere Unternehmen.
CARIFY arbeitet mit rund 500 Händlern und Herstellern zusammen, darunter der Händler Th. Willy, sowie die Hersteller Audi, BMW und Porsche. Sie alle können ihre verfügbaren Fahrzeuge auf der Plattform von CARIFY anbieten, CARIFY managt dann alle Prozesse wie Verträge und Rückgaben. «Unsere Softwareplattform ist unser eigentliches Produkt», sagt Fiechter. Das Business der Firma sind IT und optimierte Prozesse.
Hohe Zuwachsraten sind möglich
Sind Auto-Abos wirklich eine lukrative Geschäftsidee? Die Berater der Boston Consulting Group gingen 2021 in ihrer Prognose für Europa und den USA von etwa 15 Prozent der Neuwagenverkäufe aus, die durch Auto-Abos ersetzt würden. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Car-Institut geht sogar von einem Anteil von bis zu 40 Prozent in Deutschland aus.
Professor Andreas Herrmann, Direktor am Institut für Mobilität der Universität St. Gallen hält das Modell für interessant, «weil es ein wichtiger Schritt ist in Richtung weg vom Fahrzeugbesitz». Er sieht dauerhafte Chancen in dem Geschäftsmodell, «weil der Fahrzeugbesitz an Attraktivität verlieren wird». Das aus vielerlei Gründen: reduzierte Parkplätze in der Innenstadt, eine allfällige City-Maut, anhaltende Diskussionen um Emissionen und Flächen. «Da könnte die ad hoc Nutzung von Fahrzeugen an Attraktivität gewinnen».
Sind diese tatsächlich auch für Unternehmen interessant? Für Ralf Käser, Geschäftsführer im Schweizer Mobilitätsverband SFFV, spielen Auto-Abos innerhalb von Firmenflotten nur teilweise eine Rolle. «Primär dann, wenn es um Interimsfahrzeuge für zeitlich begrenzte Projekte oder Vorab-Dienstfahrzeuge geht, etwa bei neuen Mitarbeitenden in der Probezeit.» Arbeitgeber können dann erst die Probezeit abwarten, bevor sie ein Auto bestellen.
Auto-Abos in Firmenflotten sind für Käser eine temporäre Lösung, um bestimmte Situationen zu überbrücken. Wenn ein solcher Fall eintritt, dann kommt es häufig vor: «Ich schätze, dass etwa die Hälfte aller neuen dienstwagenberechtigten Beschäftigten bis zur Bestellung des eigenen Fahrzeuges ein Auto im Abo nutzen.»
Die Vorteile des Modells sind für ihn die kurzfristige Verfügbarkeit in kurzen Zeiträumen, einfache Handhabung, unproblematische Rückgabe und sichere Planbarkeit im Budget.
Gesamtkosten sind in Firmenflotten wichtig
Für Firmenflotten sind die Gesamtkosten wichtig. Im Auto-Abo ist alles enthalten: monatlicher Fix-Preis, Service, Versicherung, Steuern. Einfach alles. «Das ist aber nicht neu, das gibt es bereits beim Full Service Leasing», sagt Käser. Für eine sehr kurze Einsatzdauer von ein paar Tagen bis mehreren Monaten, könne es sich für Firmenflotten durchaus rechnen, Autos klassisch zu mieten.
Nach Meinung von Markus Aegerter aus der Geschäftsleitung des Auto Gewerbe Verband Schweiz, AGVS, haben Auto-Abos ebenfalls durchaus Marktpotenzial. Dass die neuen Player am Markt wie CARIFY den Händlern Umsätze abjagen, weil die dann weniger Autos verkaufen, ist für ihn kein Problem. «Fahrzeuge von CARIFY oder Clyde stammen von Garagisten.» Aber auch bei Fahrzeugen, die Auto-Abo-Anbietern gehören, kämen Garagisten meist in den Genuss von Service- und Reparaturaufträgen.
Carvolution ist im Gegensatz zu CARIFY ein Anbieter mit eigenen Fahrzeugen und hat meistens mindestens 50 Modelle verschiedener Marken im Angebot. Carvolution ist ebenfalls ein Schweizer Startup, allerdings überwiegend fremdfinanziert. Erst im Sommer wurden bei der Zuger Kantonalbank 24 Millionen Schweizer Franken aufgenommen für die Erweiterung der Fahrzeugflotte.
Olivier Kofler ist Mitbegründer und Chief Executive Officer bei Carvolution. Er sagt: «Unser Geschäft läuft sehr erfreulich. Das Auto-Abo gewinnt in der Schweiz rasant an Beliebtheit.» Die genaue Anzahl der Flottenfahrzeuge will er nicht öffentlich machen, aber es seien ein paar Tausend Fahrzeuge, die jedes Jahr hinzukommen würden. Andererseits werden aber auch ältere Fahrzeuge verkauft, was den Flottenbestand wieder reduziert.
Die Kundschaft von Carvolution ist sehr vielfältig und besteht sowohl aus Privat- als auch Firmenkunden. «Unsere Kundinnen und Kunden schätzen insbesondere die Preisvorteile gegenüber Kauf oder Leasing, sowie die Flexibilität eines Abos und den All-In-Service rund um das Fahrzeug.» Ein Drittel der Firmenkunden sind kleine, ein weiteres Drittel mittelgrosse Betriebe und das letzte Drittel besteht aus grossen Firmen mit mehreren tausend Mitarbeitenden.
Modell passt gut zu Mobilitätsbudgets
«Bei unserer Kundschaft stellen wir insbesondere fest, dass Schweizer Unternehmen vermehrt auf Mobilitätsbudgets umstellen», sagt Kofler. Dabei wird den Mitarbeitenden ein fixiertes monatliches Budget zugewiesen, mit dem sie ihre Mobilität frei bestimmen können. Das Auto-Abo passe sehr gut zu diesem Trend, so das Feedback der Firmenkunden.
Der Text stammt aus dem Magazin verkehrsmonitor.ch.
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